Internationale Politik Ägypten stürzt ins Chaos

qilin
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Re: "Jagd" auf Frauen und junge Mädchen
geschrieben von qilin
als Antwort auf Medea vom 09.07.2013, 07:23:14
...und wenn es nur das Recht ist, auf der Straße ihre Meinung vertreten zu können

Davon sind scheint's nicht mal nur einzelne Frauen betroffen, auch wenn sie in kleinen Gruppen auftreten soll das schon vorgekommen sein.
Allerdings ist dieses Verhalten dem Vernehmen nach nicht unbedingt neu - es ist nur durch die großen anonymen Menschenmassen leichter möglich und deshalb auch häufiger geworden...
Insofern sehe ich es schon als gesellschaftsimmanent - ob jetzt konkret der Islam 'daran schuld' ist, kann ich nicht beurteilen - vermutlich war es in vorislamischen Zeiten nicht viel anders - zur Befreiung der Frau hat er jedenfalls wenig beigetragen, fürchte ich...

() qilin
dutchweepee
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Re: "Jagd" auf Frauen und junge Mädchen
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf qilin vom 09.07.2013, 08:41:56
Massenvergewaltigungen von Frauen sind absolut kein islamisches Phänomen. Es ist noch nicht allzulange her, da geschah dies nur wenige hundert Kilometer entfernt in Europa. Während des Bürgerkriegs in Jugoslavien wurden tausende muslimische Frauen systematisch von christlichen Kommandeuren und Soldaten vergewaltigt.

Das ägyptische Militär steht vor der unmöglichen Aufgabe eine rechtstaatliche Ordung in einem Chaos zwischen bewaffneten Todfeinden herzustellen. Das wird ein schweres Blutvergießen geben, denn die Parteien handeln wohl gerade nach dem Prinzip: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“.
qilin
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Re: "Jagd" auf Frauen und junge Mädchen
geschrieben von qilin
als Antwort auf dutchweepee vom 09.07.2013, 09:53:47
Massenvergewaltigungen - gerade zu Kriegs- und Nachkriegszeiten - hat es immer schon gegeben. Ich kann mich selbst noch an die - äh - angespannte Situation in der russisch besetzten Zone Österreichs erinnern - davon war hier aber nicht die Rede.

Zur Rolle des Militärs in Ägypten kann ich Dir nur zustimmen - die haben kaum eins Chance, den 'schwarzen Peter' nicht zugespielt zu bekommen. Trotzdem - wäre ich ein hochrangiger Militär dort, ich hätte mit halbwegs gutem Gewissen wohl kaum anders handeln können (soweit man das nach unserer Nachrichtenlage beurteilen kann)...

() qilin

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luchs35
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Re: "Jagd" auf Frauen und junge Mädchen
geschrieben von luchs35
als Antwort auf qilin vom 09.07.2013, 12:39:30
Egal wie man es dreht und wendet, es ist ein Desaster auf allen Seiten. Sämtliche Fronten stehen vor einem Scherbenhaufen.
Übergangspräsident Mansur steht hilflos zwischen allen Parteien. Die salafistische AL-NUR-Partei hat sich feige aus den Verhandlungen verabschiedet, die Moslembrüder wollten von vornherein nicht, sie wollen alleine herrschen, die Armee schwankt zwischen Nichtstun und Brutalität, hat aber vor allem keinen Plan , um die Lage zu deeskalieren.

Und die säkuläre Opposition handelt sich ein, dass sie sie auf der Seite eines brutal eingreifenden Militärs steht, das nur seine eigenen Interessen vertritt.

Im Moment scheint es keinen Ausweg zu geben, die Situation ist verfahren, da zuerst die Vernunft aller Parteien auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurde, denn gewinnen kann hier keine Seite mehr, aber alles kann für alle verloren werden.

Luchs
adam
adam
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Re: "Jagd" auf Frauen und junge Mädchen
geschrieben von adam
als Antwort auf luchs35 vom 09.07.2013, 14:40:58
Zu ergänzen wäre noch, daß die wirtschaftlichen Interessen der Militärs auf Ägypten als Billiglohnland beruhen. Die so gemachten Gewinne werden nicht in Ägypten investiert, sondern im Ausland angelegt. So gesehen haben die Militärs eher Gemeinsamkeiten mit den Moslembrüdern, die für ihren Gottesstaat auch keine gut ausgebildeten/ gebildeten Menschen brauchen können. Auf die Seite von intellektuellen Reformern werden sich die Militärs höchstens scheinbar schlagen, bis bei den nächsten Wahlen die Islamisten wieder die Nase vorn haben.

Was den viel gepriesenen Tourismus anbelangt, liegt der auch zu großen Teilen in Händen der Militärs. Damit es den Urlaubern an nichts fehlt, werden in den Urlaubsgebieten große Mengen subventionierter Güter eingesetzt, wie Lebensmittel, Energie und Benzin. So kommt es schon mal vor, daß in ägyptischen Armenvierteln der Strom ausfällt, damit in Hotels die Klimaanlagen laufen können. Die Urlauber vertilgen auch einen erheblichen Anteil von subventionierten Lebensmitteln und sorgen so für Preissteigerungen bei Grundnahrungsmitteln. Soviel zum tollen und gleichzeitig hilfreichen Urlaub in Ägypten.

Auch der Westen kann nichts machen. Jeder (teuere) Versuch, in Ägypten den Frieden zu bewahren, endet in Wahlen und zack, siehe oben, ziehen die Salafisten wieder ins Parlament ein und bestimmen bei einer islamistischen Mehrheit die Gangart.

Wie in vielen islamischen Staaten bestimmt die archaische Landbevölkerung den politischen Weg und läßt seinen modernen Stadtbewohnern kaum eine Chance etwas für das gesamte Land zu tun.

--

adam
olga64
olga64
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Re: "Jagd" auf Frauen und junge Mädchen
geschrieben von olga64
als Antwort auf adam vom 09.07.2013, 15:18:56
Auf der Halbinsel Sinai scheint es ja noch anders zu sein. Da sollen sich Beduinen mit islamischen Hardlinern seit Jahren dagegen zu wehren,dass internationale Touristik-Konzerne (die TUI ist ja in Ägypten mit eigenen grossen Hotels gut im Geschäft!) nicht zum Zuge kommen. Die Gegend um das Katharinen-Kloster ist ja auch wirklich sehr schön und sehenswert. Dort wird jetzt anscheinend militärische Präsenz gezeigt, die - das las ich - in bezug auf Waffengattung usw. mit dem nahen Israel abgesprochen werden muss. Auch die Grenze zu Gaza ist derzeit gesperrt.
Ich befürchte sehr stark,dass aus Ägypten ein 2. Syrien wird mit einem langen, blutigen Bürgerkrieg. Olga

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luchs35
luchs35
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Re: "Jagd" auf Frauen und junge Mädchen
geschrieben von luchs35
als Antwort auf adam vom 09.07.2013, 15:18:56
Da hast Du mit jedem Wort Recht, Adam, wobei zusätzlich die Einnahmen der Militärs von keiner Stelle kontrolliert werden kann (Steuern?). Ob Nilkreuzfahrten oder Badeferien am Roten mehr, Kindernahrung oder T-Shirts, Lebensmittel oder Luxuswaren - alles ist im Besitz der Generäle und Obristen. Egal wer regieren will, sie werden einzig und allein darauf achten, dass ihr Besitzanspruch gewahrt bleibt.

Aber ich denke nach wie vor, dass es im Hintergrund auch um die Modernisierung des Islam geht, denn Ägypten hat nicht nur fanatische Religionsvertreter, sondern auch eine moderne Informationsgesellschaft und ein weltoffenes Bürgertum, das sich sein Leben nicht nach islamistischen Regeln vorschreiben lassen will.

Luchs
olga64
olga64
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Re: "Jagd" auf Frauen und junge Mädchen
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 09.07.2013, 16:51:01
NIcht alles hat ökonomisch das Militär unter Kontrolle - es sind ca 40%. Sie sollten die Giganten der westlichen Tourismus-Branche nicht vergessen - die sahnen den Grossteil ab und machen auch die Anlagen dicht, wenn keiner mehr kommt.
Das Bürgertum in Ägypten, wenn es so etwas jemals gegeben haben sollte, existierte zu Mubaraks Zeiten. Diese Leute dürften aber das Land längst verlassen haben in Richtung Emirate usw. Es gibt derzeit für sie nichts zu tun in Ägypten - sie retten sich und ihre Familien.
Andererseits sollte man auch immer bedenken, auch wenn 1 Mio Menschen derzeit rebellieren - was ist das schon prozentual gemessen an der Gesamtbevölkerung? Auch da bleiben die meisten lieber zu Hause und stürzen sich nicht in dieses Getümmel. Olga
Medea
Medea
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Re: Ägypten stürzt ins Chaos
geschrieben von Medea
Weiß jemand, ob es zu den Muslimbrüdern mittlerweile
auch Muslimschwestern gibt?

Oder ist das immer noch ein streng patriachaler
Männerverein?

Medea.
luchs35
luchs35
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Re: Ägypten stürzt ins Chaos
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Medea vom 12.07.2013, 09:22:26
Vielleich beantwortet der Link Deine Frage, Medea?

Luchs

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