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Internationale Politik Gelbe-Westen-Volks-Aufstand in Frankreich

olga64
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RE: Gelbe-Westen-Volks-Aufstand in Frankreich
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 09.01.2019, 16:52:43

Ich halte auch die assoziierten Mitgliedschaften zur EU wertvoll für beide Seiten (dies betrifft auch Norwegen); dadurch werden zwar diese Staaten, insbesondere ökonomisch an den EU-Markt gebunden, behalten aber (proforma?) grossenteils ihre nationale Unabhängigkeit.
Ich habe der SChweiz auch nie unterstellen wollen, dass deren Referenden ebenso wie z.B. in Grossbritannien auf Lug und Trug aufgebaut sind und ich stelle mit Interesse auch fest, dass die SVP mit ihren spezifischen Themen nicht mehr sehr erfolgreich auf diesem Gebiet ist, d.h., das Volk nationale Aspekte nicht mehr so in den Focus rückt, wie es diese Partei gerne hätte.
Das kann auch Einfluss auf das Wahlergebnis im Oktober nehmen.
WAs schreckt die Schweizer an den britischen Problemen so? Die Schwierigkeiten für einen Austritt aus der EU (der ja in den Statuten immer verankert war)? Denn von den zukünftigen Probleme weiss man ja noch nichts, zB. ökonomisch, Zuwanderung usw. DAs zeigt ja erst die Zukunft, wenn die "Scheidung" vollzogen ist.

Und so lange die Schweizer aus der Bodesee-Region die billigeren Lebensmittel und Klamotten in der grenznahen BRD kaufen können, ist das auch ein Vorteil für beide Staaten, oder? Olga

luchs35
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RE: Gelbe-Westen-Volks-Aufstand in Frankreich
geschrieben von luchs35
als Antwort auf olga64 vom 09.01.2019, 17:01:07
 

Und so lange die Schweizer aus der Bodesee-Region die billigeren Lebensmittel und Klamotten in der grenznahen BRD kaufen können, ist das auch ein Vorteil für beide Staaten, oder? Olga
Das sehen die grenznahen Läden der Schweizer sicher ganz anders. Ich lebe ja direkt an der Grenze zu Österreich und sehe auch das Verschwinden von Schweizer Geschäften und vor allem Restaurants. Sie haben alle schwer zu kämpfen gegen die "billigere Nachbarschaft".  Die sehen ganz sicher keine Vorteile.

Luchs35 
olga64
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RE: Gelbe-Westen-Volks-Aufstand in Frankreich
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 09.01.2019, 17:16:31

DAs Volk entscheidet selbst und sicher kann kener von uns Deutschen verlangen, dass wir grenznah die Preise in den Geschäften erhöhen, bzw. die Geschäfte schliessen.
Ich lebte viele Jahre in Karlsruhe an der französischen GRenze. Dorthin fuhren wir z.B. oft zum Essen (ins Elsass) und am Samstagnachmittag kaufte ich in den französischen Supermärkten ein. Damals waren die deutschen Geschäfte am Samstagnachmittag noch geschlossen.
Da meckerte auch keiner, weil es ja nicht zu ändern war. Olga


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adam
adam
Mitglied

RE: Gelbe-Westen-Volks-Aufstand in Frankreich
geschrieben von adam
als Antwort auf luchs35 vom 09.01.2019, 17:16:31
 

Und so lange die Schweizer aus der Bodesee-Region die billigeren Lebensmittel und Klamotten in der grenznahen BRD kaufen können, ist das auch ein Vorteil für beide Staaten, oder? Olga
Das sehen die grenznahen Läden der Schweizer sicher ganz anders. Ich lebe ja direkt an der Grenze zu Österreich und sehe auch das Verschwinden von Schweizer Geschäften und vor allem Restaurants. Sie haben alle schwer zu kämpfen gegen die "billigere Nachbarschaft".  Die sehen ganz sicher keine Vorteile.

Luchs35 
Der Einkommensvergleich mit dem Ausland bringt die falschen Informationen. Er gibt noch nicht einmal für`s Heimatland was her. Entscheidend ist die Kaufkraft und die ist in der Schweiz geringer, zu bemerken an den höheren Preisen. Es ist doch kein Wunder, daß die Eurogäste in schweizer Grenznähe wegbleiben, wenn das Portiönchen Rösti mit Geschnetzeltem so viel kostet wie in Deutschland ein Hochzeitsgedeck.

Hier sind doch andere Gründe maßgebend, aus denen z.B. Schweiz oder Norwegen der EU und dem Euro fern bleiben. Die Schweizer wollen verhindern, daß sich jemand in ihre Geldgeschäfte einmischt (Kavallerie) und die Norweger mögen von ihrem Gas und Öl nichts abgeben. Beide wollen aber selbstverständluch vom EU-Wirtschaftsraum profitieren. Hier spiegelt sich wieder, woran das Brüsseler EU-Modell gescheitert ist, nämlich am Egoismus der Mitglieder. Das kann sich ändern, wenn es um die zukünftige Verteidigungspolitik in Europa geht.

Im Übrigen hatten wir das Thema  hier schon mal in Bezug auf die französischen Demonstrationen. Eine Erhöhung der Einkommen alleine bringt nichts. Ohne die Betrachtung des sozialen Umfeldes, das sich auf die Kaufkraft auswirkt, bringst das nichts, am wahrscheinlichsten aber Inflation.

--

adam
luchs35
luchs35
Mitglied

RE: Gelbe-Westen-Volks-Aufstand in Frankreich
geschrieben von luchs35
als Antwort auf adam vom 10.01.2019, 09:23:36

Dem meisten kann ich zustimmen, Adam, nur die "Kavallerie" hat es doch längst geschafft, dass die Schweizer Banken sich geöffnet und von ihrem altenSystem gelöst haben, was ja auch lobend von der EU erwähnt wird. 

Luchs35

Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Gelbe-Westen-Volks-Aufstand in Frankreich
geschrieben von Tina1
als Antwort auf adam vom 17.12.2018, 13:14:48
dutchweepee,

Kannst du es verstehen, daß, wenn du einem mehr gibst, es woanders abgezogen werden muß? Mehr Lohn heißt weniger Geld für die Firma für Investitionen und oder Modernisierung und eines Tages ist die Firma pleite oder ein anderer Mitarbeiter wird entlassen. Oder es gibt weniger Steuern, also wird das Schwimmbad nicht mehr subventioniert und der höhere Lohn muß dort mehr bezahlt werden oder der ÖPNV wird teurer. So sind die Zusammenhänge im Groben. Das sind nur Beispiele von unendlich vielen Möglichkeiten, die eher zur Verteuerung des Alltags führe führen, auch zu mehr Inflation, weil die Menge des umlaufenden Geldes steigt, statt zu einer Entlastung von privaten Haushalten.
adam
geschrieben von adam
Adam, in dem Punkt(Punkten) bin ich anderer Meinung. Als erstes, der Staat hat Jahre von Überschüssen durch Steuern profitiert, was es so vorher nie gab. Und trotzdem ist die Infrastruktur kaputt. Die Schulen, die Straßen, Turnhallen, Schwimmbäder. Viele Bäder mussten deshalb geschlossen werden. Also dem Staat geht es gut u trotzdem investiert man nicht. Also was du in deiner These sagst, was durch höhere Löhne passieren könnte, das passiert schon lange.

Zweitens, die Wirtschaft, die Konzerne haben Jahrzehnte großen Wachstum erlebt, sie haben unendliche Gewinne gemacht. Sie wären in der Lage gewesen höhere Löhne zu zahlen, ohne das sie kaputt gegangen wären. Sie habe nicht investiert, was sie hätten tun können u sie haben keine neue Vollzeitjobs mit guter Bezahlung geschaffen, was sie auch hätten tun können. Im Gegenteil, sie haben in den letzten Jahrzehnten die unbefristeten Vollzeitarbeitsplätze in zwei halbe geteilt. Sie haben prekäre, befristete Jobs geschaffen, Werksverträge, 450 Eurojobs u Jobs auf Abruf u damit haben sie Unmassen verdient, auf Kosten der Arbeitnehmer. Und zusätzlich konnten sie die Arbeitnehmer schnell wieder entlassen, wenn sie sie nicht mehr gebraucht haben. Davon hat vorallem die Autoindustrie profitiert. Darüber gibt es tausend Berichte. Der Politik haben sie dann verkauft, dass sie Arbeitsplätze geschaffen haben, dass es mehr Jobs gibt. Aber welche Arbeitsplätze geschaffen wurden u. wie sie sich zusammensetzen, das hat man nicht gesagt. Auch die Politik nicht. Inzwischen ist dieses Thema in den Medien u Politik präsent. Es wurde vieles aufgedeckt.

Die Schweiz u einige andere europäische Länder, wo die Menschen doppelt oder sogar das dreifache verdienen wie in Deutschland, widerlegen deine These. Keine der Firmen hat dadurch gelitten oder ist aus diesem Grund bankrott gegangen. Ich kenne Leute die in der Schweiz arbeiten.

Diese neue Art der Jobs (prekär), dieser Niedriglohnsektor der geschaffen wurde, hat zu soz. Unruhen geführt. Und das ist für jedes Land gefährlich, siehe Frankreich. Viele Menschen, auch die kenne ich in meinem Umkreis, müssen 2 Jobs verrichten damit sie über die Runden kommen. Das ist ein Rückschritt in der Arbeitsplatzpolitik, im Arbeitsmarkt, ein Rückschritt für eine große Masse der arbeitenden Bevölkerung. Als ich vor 30 Jahren in die BRD kam, habe ich was ganz anderes erlebt. Da hat man in meinen Augen große Fehler gemacht, die nun nicht mehr korrigiert werden können, denn wie man schon liest schwächelt die Wirtschaft sehr. Jetzt schon, das wird noch schlimmer, wenn 4.0 greift.

Ich weiß nicht was passiert, wenn Millionen Menschen in Deutschland ihre Jobs verlieren werden. Das wird man vielleicht dann auch auf den Straßen sehen. Und ich weiß nicht, wie ein Sozialstaat weiter funktionieren kann, wenn die Steuereinnahmen von Millionen Arbeitsplätzen irgendwann fehlen werden,aber Millionen Menschen ins soz. Netz fallen werden. Man spricht davon das fast die Hälfte der Arbeitsplätze durch 4.0 verloren gehen werden. Die wenigen neuen Job die geschaffen werden, sind für hochqualifizierte Menschen im IT Bereich, ein Studium wird Voraussetzung sein, wie es jetzt schon in der Branche ist. Die Masse der arbeitenden Bevölkerung, mit Facharbeiterausbildung, die jetzt die Wirtschaft gestärkt hat, sind für diese neuen Jobs nicht vermittelbar. Und auch nicht in der Lage aus verschiedenen Gründen, zb. Alter, Voraussetzung u. Kompetenz, für diese Branche ausgebildet zu werden.
Und das alles macht vielen Menschen Angst, die jetzt schon wissen, dass sie ihre Jobs verlieren werden u damit auf soziale Leistungen angewiesen sind.

Das ist meine Meinung dazu, nur meine. Adam, wenn du anders denkst, dann ist das für mich kein Problem. Ich wollte nur sagen, dass mich deine These nicht überzeugt. Und bei der Meinungsentwicklung kommt es m. E. auch mit darauf an, von welcher Position man die Sache betrachtet. Also wir denken unterschiedlich, was doch ok ist, daher ist alles gesagt. Ich behaupte nicht, dass alles richtig ist was ich schreibe. Ich möchte dich nicht überzeugen, sondern ich habe dir meine Gedanken zum Thema geschrieben, so wie du es auch gemacht hast.
Sorry, es ist leider wieder viel geworden,wie ich gerade sehe.Überrascht Aber man muss es ja nicht lesen.
Tina

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olga64
olga64
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RE: Gelbe-Westen-Volks-Aufstand in Frankreich
geschrieben von olga64

Damit diese Bewegung nicht sang- und klanglos untergeht, regt nun ein selbsternannter Führer mit gelber Weste an, die persönlchen Bankkonten abzuräumen, damit die Banken in den Ruin getrieben werden.
Wer hätte es gedacht,dass Menschen, die für mehr Geld kämpfen, doch so viel auf der hohen Kante haben, dass sie das französische Bankensystem gefährden können? Oder sind dies auch nur Luftschlösser und Anzeichen dafür, dass sich auch diese Bewegung bald auflösen wird... Olga

dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

RE: Gelbe-Westen-Volks-Aufstand in Frankreich
geschrieben von dutchweepee

"sang und klanglos" geht höchstens der unmenschliche Euro-Kapitalismus unter ...die Franzosen habens begriffen ...die Griechen sowieso ...und die Deutschen haben auch bald die Nase voll.

(@karl wird das jetzt auch wieder gelöscht, weil ich Brüssel angreife?)

Karl
Karl
Administrator

RE: Gelbe-Westen-Volks-Aufstand in Frankreich
geschrieben von Karl
als Antwort auf dutchweepee vom 12.01.2019, 13:31:06

@dutchweepee,

Du verstehst garantiert den Unterschied zwischen verbalem persönlichem Angriff und verbalem Angriff auf eine Institution.

Karl

carlos1
carlos1
Mitglied

RE: Gelbe-Westen-Volks-Aufstand in Frankreich
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Tina1 vom 10.01.2019, 13:57:33

"Sorry, es ist leider wieder viel geworden,wie ich gerade sehe. Aber man muss es ja nicht lesen."
Tina


Tina, auch wenn es viel geworden ist, lese ich es. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Schuld daran sind die komplizierten Zusammenhänge und die Datenmenge. Du schreibst, wie du es aufgenommen hast. Das ist ok.

Du gehst in die Vergangenheit zurück. Deshalb einige Anmerkungen. Zunächst ein Zitat aus deinem Posting. Adam ist angesprochen, ich darf aber auch darauf anmtworten.

"Adam, in dem Punkt(Punkten) bin ich anderer Meinung. Als erstes, der Staat hat Jahre von Überschüssen durch Steuern profitiert, was es so vorher nie gab. Und trotzdem ist die Infrastruktur kaputt. Die Schulen, die Straßen, Turnhallen, Schwimmbäder. Viele Bäder mussten deshalb geschlossen werden. Also dem Staat geht es gut u trotzdem investiert man nicht. Also was du in deiner These sagst, was durch höhere Löhne passieren könnte, das passiert schon lange.

Zweitens, die Wirtschaft, die Konzerne haben Jahrzehnte großen Wachstum erlebt, sie haben unendliche Gewinne gemacht. Sie wären in der Lage gewesen höhere Löhne zu zahlen, ohne das sie kaputt gegangen wären. Sie habe nicht investiert, was sie hätten tun können u sie haben keine neue Vollzeitjobs mit guter Bezahlung geschaffen, was sie auch hätten tun können. Im Gegenteil, sie haben in den letzten Jahrzehnten die unbefristeten Vollzeitarbeitsplätze in zwei halbe geteilt. Sie haben prekäre, befristete Jobs geschaffen, Werksverträge, 450 Eurojobs u Jobs auf Abruf u damit haben sie Unmassen verdient, auf Kosten der Arbeitnehmer. Und zusätzlich konnten sie die Arbeitnehmer schnell wieder entlassen, wenn sie sie nicht mehr gebraucht haben. Davon hat vorallem die Autoindustrie profitiert. Darüber gibt es tausend Berichte. Der Politik haben sie dann verkauft, dass sie Arbeitsplätze geschaffen haben, dass es mehr Jobs gibt. Aber welche Arbeitsplätze geschaffen wurden u. wie sie sich zusammensetzen, das hat man nicht gesagt. Auch die Politik nicht. Inzwischen ist dieses Thema in den Medien u Politik präsent. Es wurde vieles aufgedeckt.

Die Schweiz u einige andere europäische Länder, wo die Menschen doppelt oder sogar das dreifache verdienen wie in Deutschland, widerlegen deine These. Keine der Firmen hat dadurch gelitten oder ist aus diesem Grund bankrott gegangen. Ich kenne Leute die in der Schweiz arbeiten. "
Zitat Tina1

Die Steuereinnahmen sind kein Gewinn (Prokit) aus wirtschaftlicher Tätigkeit des Staates (außer einem minimalen Anteil). Der Staat "profitiert" also nicht davon, sondern kann damit notwendige Dinge wie soziale und innere/äußere  Sicherheit, Verkehrswege, Bildungseinrichtungen, auch Gesundheit, etc fianzieren bzw mitfinanzieren. Der Staat unterhät auch eine (teure) Bürokratie, die Planungs- und Überwachungsaufgaben erfüllt (öffentlicher Sektor)  Er tut das für die Bürger. Die Beamten und Angestellten muss er bezahlen. Jede neue Aufgabe, die er zu erfüllen hat, ksotet deshalb Geld. Der Ruf des Bürgers nach dem Staat ist deshalb teuer.

Der Bundesatat war erstmals nach 45 (!)ahren wieder 2014 in Einnahmen und Ausgaben ausgeglichen und in den letzten drei Jahren gab es sogar Überschüsse. Die Schuldenlawine von rund  2 Billionen begann ab 1970 zu rollen und wurde auch durch konjunkturell bedingte Wachstumsphasen nicht wesentlich gemildert.

Dein Hinweis auf bröckelnde Infrastruktur ist berechtigt. Die  von dir erwähnten schließenden Schwimmbäder werden aber nicht vom Bund unterhalten, wurden auch nicht vom Bund gebaut, sondern von den Kommunen. Es gibt Kommunen, denen es gut geht, die sparsam und mit Blick für zukünftige magere Zeiten wirtschaften (auch mit Investitionen, Firmenansiedlungen ) und solche, in denen das Geld für Prestigeobjekte verprasst wurde. Zu denken gibt es aber, wenn zweistellige Milliardenbeträge vom Bund nicht abgerufen werden können, weil die Planungskapazitäten für Bauvorhaben nicht ausreichen. Je länger sie hinausgezögert werden, desto teurer werden sie. In 2019 steigen die Preise im Wohnungsbau  um 4,5%. Das Baukindergeld ist damit schon längst eingepreist. Das Bahnprojekt S21 stammt aus den 90er Jahren. Die ersten kelchförmigen Betonpfeiler für den neuen Bahnhof konnten vom Publikum vor einigen Tagen besichtigt werden. Die Zeitungen dagegen meinten sie repäsentieren den Stil der 90er Jahre. Damals vor mehr als zwei Jahrzehnten wurde das Projekt geplant. Die Energiewende, die lange Jahre herbeigeredet wurde und schließlich mit dem Tsunami als in Japan begründet wurde, der die Fukushima-Katastrophe auslöste, benötigt zwei oder drei Trassen, der den Windstrom aus dem Norden in die industriellen Zntren im Süden tranportieren aoll. Der Bau dieser Trassen stockt, weil Kommunen und Privatpersonen Einspruch erheben. Im Süden weren bald weitere AKWs abgeschaltet , dann wird u. U. Strom fehlen. In Dtld leigt der Strom europaweit preislich mit an der Spitze.

Höhere Inflation? Auch wenn es Adam gesagt hat, das Problem der Inflation ist momentan (noch) nicht das Hauptproblem. Es geht um Ungleicheit, die Schere zwischen auseiinander driftenden Löhnen und de Vermögenszuwachs. Dazu später mehr.

Die Konzerne, sagst du, haben über Jahrzehnte "unendliche" Gewinne gemacht. Du vergisst, dass allein 60% der Beschäftigten in Dtld in Familienunternehmen beschäftigt sind. Mit dem Handwerk und der Landwirtschaft etc sind es über 80%. Die Konzerne wiederum sind Unternehmen , die den größten Teil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung tätigen. Bei Entwicklung und forschung liegt das Bundesland Baden-Württ an der Spitze in Dtld, dank u. a. Bosch und Daimler.

Du erwähnst die prekären Arbeitsverhältnisse. Die Entwicklung dazu aufzuzeigen ist notwendig. Ich erinnere mich noch gut an die späten 90er Jahre und an den Anfang des als Dtld in der Welt als der kranke Mann bezeichnet wurde. Die Tarifpoiitik, die von den Tarifpartnern verieinbart wird, berücksichtigte in erhöhtem Maße die unteren Lohngruppen. Das Ergebnis war eine geringere Lohndifferenz, aber mit der Konseuqenz, dass einfachere Tätigkeiten wegrationalisiert wurden, da sie wege d er höheren Kosten maschinell ersetzt werden konnten. Das führte zu einer hohen Arbeitslosigkeit, weil vor allem niedrige Lohngruppen betroffen waren. Der Stamm der Belegschaften (Facharbeiter) wurde in der Finanzkrise übrigens nicht entlassen, sondern gehalten, auch wenn Unternehmen Verluste machten. Die Ausbildung neuer Fachkräfte nach einem Konjunktureinbruch wäre teurer geworden.

Was Fachkräfte für Unternehmen bedeuten ist mir vor kurzem klar geworden am Beispiel eines Daimler-Mitarbeiters. Er ist Deutscher türkischer Abkunft, hat mit seiner Familie gebrochen. Er ist Spezialist für die Wartung und Reparatur von Maschinen. Über die Feiertage hat er immer Nachtschicht gearbeitet. Außer ihm arbeitet kein Deutscher während der Feiertage und des Nachts in der Abteilung, diese sind in Urlaub. Er hat keinen finanziellen Vorteil, weiil die Steuer alles, wie er sagt, schluckt. Der Staat und auch Sozialstaat nimmt es den einen und gibt udn gibt es anderen. Anders funktioniert das nicht. Ei n anderes Beispiel: Kurdischer Migrant, deutsche Staatsbürgerschaft (durch Heirat, aber geschieden) brüstet sich bei seinen Landsleuten: Deutschland sei ein Land, in dem man nicht arbeiten muss. Die Ausage ist verbürgt. Sie trifft auf ihn auch zu, da er eine Wohnung von der Stadt erhalten hat, seine türkische Frau hat eine Beschäftigung als Putzhilfe bei der Stadt erhalten. Er wird als Hartz4-Empfänger nie arbeiten in Dtld (außer den Zuverdiensten unter der Hand), aber im Alter Rente beziehen. In der Türkei hat er ein vermietetes Mehrfamilienhaus.
 
Wie sähe eigentlich eine Ökonomie der Armut aus? Sie müsste zunächst sagen, was Armut ist. Etwa so­­­: Armut ist ein Zustand, in dem Menschen leben, wenn sie ein geringes Einkommen haben. Es gibt aber Menschen mit höherem Einkommen, die wie die Fachkraft beim Daimler in der Steuerprogression gefangen sind, viel Steuern bezahlen und kein Vermögen haben. Leider gibt es auch keine Statistiken über Reiche mit hohem Einkommen und großem Vermögen, die lieber zur Miete wohnen, weil sie ihre Wohnungen zu einem höheren Preis vermietet haben als die Wohnung, die sie (u. U. mit mehr Komfort) nach dem Mietpreisniveau des  Mietspiegels bekommen können. Wirklich arm sind die dran, die eine Mahlzeit in der Suppenküche suchen bei der Bahnhofmission stranden. Es gibt vom Schicksal gebeutelte Menschen, die ich aber eher zu den Bedürftigen zähle. Regelmäßige Hartz4-Bezieher mit guten privaten Nebenverdiensten sind nicht arm. Reich ist  aber auch nicht  der, der im Vergleich zu Ländern wie Afrika mit Arbeitslosengeld besser lebt als die Armen dort. Ich frage mich auch warum es nicht besser wäre Armut als Prozess oder als Element eines Prozesses zu sehen. Armut sollte nie als etwas Endgültiges gesehen werden.
 
Was sind also die notwendigen Voraussetzungen für ökomische Mobilität.?Es gibt oder gab einmal den amerikanischen Traum, demzufolge es jedem gelingen kann mit Leistung Reichtum zu erlangen. Aber so wie Armut gegeben ist, kann sie auch entstehen, besser: erzeugt werden. Welche Faktoren erzeugen in einer Gesellschaft Armut, welche lassen gutes Einkommen/Reichtum entstehen? Bildung und eine gute Ausbildung scheint eine Voraussetzung zu sein. Sicher scheint mir, dass Kriege Reichtum (Vermögen) vernichten können, ebenso transformative Revolutionen (z. B. russische Revolution) . Die französische Revolution von 1789 bis 1791 wird dazu nicht gerechnet. Der frz Historiker Furet rechnet diese erste Phase der Revolution trotz der Aktionen der städtischen Unterschichten (Bastillesturm) und des Aufruhrs in den Provinzen zur Verfassungsrevolution. Es giing in dieser Phase in erster Linie um die Herstellung um die Rechtsgleichheit und einem Staat mit institutioneller  Gewaltenteilung und Menschenrechten. Entscheidend war die Aufhebung des Ständestaates. Die Radikalisierung erfolgte 1791/92 durch das Versagen des Königs, der seine Rolle nach der Verfassung  nicht annehmen wollte. Die ideologische Radikalisierung brach aber aber erst  nach dem Beginn des Krieges gegen die alten Mächte Europa voll auf, weil es um die Errungenschaften der Revollution und deren Erhalt ging. Die Vermutung bei SB die Gewalt habe in der frz .Rev. mehr Gleichheit geschaffen trifft nicht zu. Die Enteignung u. der Verkauf des Kirchengutes (25% des Bodenanteils In Frkch) kamen weitgehend der Bourgeoisie zugute. Damit hätte  die Rev. zu Ende  sein können, wenn nicht der Krieg und durch ihn veranlasst der Terror (Terreur), der Kampf gegen die Feinde im Innern und der Kampf nach außen erbittert geführt worden wäre. Ohne den Krieg gegen die alten Mächte Europas wäre die ideologische Radikalisierung durch die Jakobiner und Sansculotten nicht erfolgt. Der Krieg nach außen und der Bürgerkrieg im Innern gehören zusammen. Ca 40 000 Tote durch die Guillotine sind viele Blutopfer,  aber im Vergleich zu Revolutionen des 20. Jhds ist die Opferzahl sehr gering.
 
Auch Pandemien können Reichtum vernichten, also nivellierend wirken, können wie die Pest im Mittelalter nach 1349 also ehr Gleichheit herstellen. Auf jeden Fall brachten  die Millionen Pesttoten in Dtld und vielen Regionen Europas nach 1349 einen Mangel an Arbeitskräften hervor und eine gewaltige Lohnsteigerung für diese, verbunden mit einer Verarmung der höheren Schichten. Von Dauer war diese Entwicklung nicht. Eine Entnivellierung fand mit der Bevölkerungszunahme statt. Es gibt in der Geschichte keine Entwicklung von Dauer in Richtung Stabilisierung von mehr Gleichheit.
 
Frage: Was wäre andersherum die Folge einer gewaltsamen Abschaffung des Reichtums? Gäbe es dann noch  Arme? Eben nicht.  Kein Revolutionär wird zugeben dürfen , dass die von ihm angewandte Gewalt die Menschen arm macht. Wenn kein Reichtum da ist, gibt es die Hoffnung auf Reichtum ,die Vertröstung auf das Reich der Gerechtigkeit und Freiheit.

Damit ist auch die Frage verbunden wie Armut gedeutet und gemessen werden kann. Wie sollte  bestimmt werden, was zureichend ist für den Menschen und wer soll das bestimmen? Die Weltbank, einzelne allmächtige Staaten mit totaler Überwachung, oder Gremien weiser Politiker oder Banker?

Wird Armut allein vom Einkommen abgeleitet, bestimmt eine marktabhängige monetäre Größe, wie Armut zu definieren wäre. Es gibt aber nicht nur marktgängige monetäre Größen, die für den Menschen wichtig sind. Wäre dem so, dann wäre menschliches Glück nur mit Geldzuwachs zu erreichen. Bei einer solchen Definition wären nicht marktfähige Güter aus dem Begriff des Einkommens ausgeschlossen und die globalen Märkte stillschweigend als absolut unantastbare Institutionen nicht mehr hinterfragbar.

Leider zu umfangreich.
Ich lasse es aber mal stehen.

Viele grüße
c.


 

 

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