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Plaudereien Ein halbes Jahrhundert die "Pille der Freiheit"

Mitglied_81b4260
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Re: Ein halbes Jahrhundert die "Pille der Freiheit"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 17.05.2010, 13:07:12
Dann möchte ich noch daran erinnern, dass es eine Menge staatlicher und kirchlicher Ehebeschränkungen gab, die die "Erzeugung" einer Menge billiger Arbeitskräfte insb. für den Agragbereich bewirkte.


(Ich möchte da Franz Innerhofers Roman aufschlußreichen autobiographischen Roman "Schöne Tage" erwähnen.)


Ja, und da Kinderkriegen, Kinderaufziehen, Kinderbegraben nicht gerade ein "bißchen Arbeit" sind, alterten die Frauen auch weit vor ihrer Zeit...... und hatten keine Kraft und Zeit auf dumme Gedanken zu kommen oder Ansprüche zu stellen..... sehr bequem für die Männerwelt, da ja Jungfleisch und nach dem Tod der Ehefrau nachrückende Zweit- und Drittfrauen in reichlicher Menge zur Verfügung standen.
2.Rosmarie
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Re: Ein halbes Jahrhundert die "Pille der Freiheit"
geschrieben von 2.Rosmarie
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.05.2010, 13:34:15
Ach ja, die gute alte Zeit...

Ich möchte noch daran erinnern, dass es auch genügend Fälle gab, wo der Familienernährer viel zu früh starb.

Für die Frau und all die Kinder hieß das oft Armenhaus. Oder Aufgeteiltwerden zu Verwandten, wo die Kinder dann als kostenlose Arbeitskräfte benutzt wurden.

Im besten Fall bedeutete es, als Restfamilie zusammenbleiben zu können, mühevoll beherrschbare Armut, alles Gemüse möglichst selbst anzubauen, auf Fleisch zu verzichten, statt Pausenbrot eine Kartoffel mit in die Schule zu nehmen, im Sommer grundsätzlich barfuß zu laufen, schon als 12jährige in Stellung geschickt zu werden...
loretta
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Re: Ein halbes Jahrhundert die "Pille der Freiheit"
geschrieben von loretta
als Antwort auf 2.Rosmarie vom 17.05.2010, 13:45:40
Und trotz Pille werden noch immer viel zu viele Babies ungewollt geboren, die dann von ihren Müttern getötet und beispielsweise in Blumenkästen verscharrt oder in Tiefkühltruhen deponiert werden.

Kommt es mir nur so vor oder haben die Fälle von Neugeborenentötungen zugenommen?
Kann es sein, dass aufgrund des zunehmenden Leistungsdrucks, aber auch durch die hohe Arbeitslosigkeit die Existenzängste der Frauen zunehmend zu derlei Kurzschlusshandlungen führen?

Fazit, wenn es die Pille nicht gäbe, hätten wir dann etwa noch mehr solcher Fälle zu beklagen?

loretta

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Mitglied_81b4260
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Re: Ein halbes Jahrhundert die "Pille der Freiheit"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf 2.Rosmarie vom 17.05.2010, 13:45:40
....ja, die gute, alte Zeit, wo Mensch und Natur in Übereinstimmung gelebt hätten, wie Sozialromantiker es sehen


Da nehme ich das Risiko, durch die Pille ein möglicherweise etwas größeres Risiko für Irgendetwas zu haben, gern in Kauf.

Apropos Risiko... Wenn heute das Auto als Neuerfindung zugelassen werden müßte, würde ich wetten, dass es die diversen nötigen Verfahren nicht positiv überstehen würde!
Mitglied_81b4260
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Re: Ein halbes Jahrhundert die "Pille der Freiheit"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf loretta vom 17.05.2010, 13:47:07
Meine Meinung: eindeutig "Ja".
cariha
cariha
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Re: Ein halbes Jahrhundert die "Pille der Freiheit"
geschrieben von cariha
als Antwort auf loretta vom 17.05.2010, 13:47:07
Liebe Loretta,

ich glaube nicht, dass es dann noch mehr solche Fälle von Kindestötung gäbe, ich denke ganz einfach, dass es dies auch früher immer mal wieder beklagenswerter Weise gegeben hat, wir es aber in den Medien nicht so mitgeteilt bekommen haben. Schlimm ist es auf alle Fälle - keine Frage.

Allerdings geht mir im Lauf dieser Diskussion, die ich sehr interessiert verfolgt habe, noch ein anderer Aspekt durch den Kopf. In der heutigen Zeit reicht es leider nicht mehr aus, regelmäßig die Pille zu nehmen und man ist vor allem geschützt. Im Zeitalter von HIV sollte - ja muß - ein jeder daran denken, daß ungeschützer GV gefährlich ist. Man schadet ja nicht nur sich selbst, sondern auch andere. DIE sexuelle Befreiung der Frau ist es heutzutage nicht mehr so ganz, denn damals ging es nur um ungewollte Schwangerschaften, die dadurch vermieden werden konnten.

Conny

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Medea
Medea
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Re: Ein halbes Jahrhundert die "Pille der Freiheit"
geschrieben von Medea
Die Pille war wie eine Revolution, sie machte tatsächlich die Frauen frei und die meisten vertrugen sie auch. Verhütung nicht mehr nach Knaus-Ogino mit der hohen Fehlerquote, sondern bei richtiger Anwendung bot sie größte Sicherheit vor unerwünschten Schwangerschaften. Ich nahm an einem Pilotprojekt meines Gynäkologen teil, begann damals mit
Anovlar , meine letzte Pillie war Activelle.
Keinerlei Schwierigkeiten in all den Jahren, allerdings immer unter ärztlicher Betreuung geblieben. Meiner Meinung nach spielt es auch eine große Rolle, wie die Einstellung der jeweiligen Frau/Mädchen zu dieser Verhütungsmethode ist.
Ich sah und sehe es nur positiv, da gibt es keinerlei Skrupel bei der Einnahme und wünschte, die durch die vielen Geburten matt und krank gewordenen Frauen der Dritt- und Viertländer könnten von der Pille profitieren. Längst ist es Zeit dafür.

M.
olga64
olga64
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Re: Ein halbes Jahrhundert die "Pille der Freiheit"
geschrieben von olga64
als Antwort auf Medea vom 17.05.2010, 13:58:49
Ich bin vollkommen der Meinung von Medea. Als ich als junge Frau 1963 von der Pille hörte, was es in München praktisch unmöglich, sie zu bekommen, wenn "frau" unverheiratet war. Ich erhielt sie dann von Medizinstudenten. Das erste Präparat (den Namen weiss ich nicht mehr - es war aber von Schering) bescherte mir innerhalb eines Monats eine gewaltige Gewichtszunahme, da diese Pillen ja noch hochdosiert waren. Der (persisches!) Medizinstudent brachte mir ein anderes Präparat - ich ging wieder ein wie ein Luftballon. Dann änderte sich alles recht schnell. Mit geschickter Argumentation konnte auch eine junge, unverheiratete Frau bei entsprechenden Münchner Frauenärzten die Pille bekommen.
Ich nahm sie dann mehr als 20 Jahre (ohne Probleme); dazwischen versuchte ich es mal mit der 3-Monats-Spritze (fand ich sehr gut)! Die Spirale vertrug ich nie - diesen Versuch brach ich schnell ab.
Unser Frauengeneration hatte es besser als junge Frauen heute: diese erhalten zwar die Pille ohne Probleme, müssen jedoch bei neuen, sexuellen Kontakten auch Kondome benützen, um sich gegen Aids zu schützen. Dies fände ich auch zwingend für Frauen und Männer der sog. 3. und 4. Welt.
Mir ermöglichte die Empfängsnisverhütung ein zufriedenes, selbstbestimmtes Leben, das ich heute nach wie vor führe. Gegen Kinder habe ich mich bewusst aus diversen Gründen entschieden. Diese Wahl stand mir ja zu. Olga
ehemaligesMitglied42
ehemaligesMitglied42
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Re: Ein halbes Jahrhundert die "Pille der Freiheit"
geschrieben von ehemaligesMitglied42
als Antwort auf olga64 vom 17.05.2010, 15:04:07
ich kann mir weit bessere Freiheiten denken als die Pille!
Sie enthemmte nur, setzte frei was eigentlich nicht gut war, gab sie der Frau persönliche Freiheit? nee nur sexuelle, aber ich will mich mit euch nicht streiten, jeder hat einen anderen Freiheitsbegriff, ich bin stolz auf meinen, hatte ein wirklich wunderschönes Leben, als Tochter einer Kaufmannsfamilie aufgewachsen, enteignet durch die Teilung Deutschlands, mit allem klar gekommen, zwei wunderbare Kinder, beide in den alten Ländern tätig, na ist das was? denke schon, kann zufrieden sein!
Ach ich mag es so, wenn alle sich dann auf einen stürzen? wo ist eigentlich Pilli?
clara
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Re: Ein halbes Jahrhundert die "Pille der Freiheit"
geschrieben von clara
als Antwort auf ehemaligesMitglied42 vom 19.05.2010, 17:47:52
Paris1, es liegt mir fern, mich auf Dich zu stürzen. Nur mal meine Gedanken.

Du schreibst "Sie enthemmte nur..." Hier kann ich nur vermuten, was Du meinst und nicht gut findest. Ich finde gehemmte Sexualität schlimmer, bei Frauen wie bei Männern.

Dass die „Pille“ den meisten Frauen zu mehr persönlicher, nicht nur sexueller Freiheit verhilft, z.B. zu eigener Berufsausübung, ist doch nicht zu leugnen. Man darf ja auch nicht vergessen, dass dieses Mittel die Familienplanung begünstigt, was früher in großen Bevölkerungskreisen kaum möglich war. In der DDR nannte man sie Wunschkindpille, was ich auf jeden Fall schöner finde, als Antibabypille.

Zwei Kinder stellen für eine Frau auch nicht die Belastung dar wie neun Kinder, die meine Großmutter zu bewältigen hatte, neben ihrer Tätigkeit als Geschäftsfrau. Wie sagte sie auf dem Sterbebett wörtlich und seufzend: „War das ein Leben!“. Sie war eine sehr fromme Frau.

Gruß, Clara

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