Plaudereien MitgliederInnen

mane
mane
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RE: MitgliederInnen
geschrieben von mane
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.09.2018, 15:37:18
Danke, liebe Mane, dass du das Thema aus dem anderen Faden herausgelöst hast. Hier schon einmal etwas vom Duden. Darin kommt sager das Wort Gästin vor, das es bei Grimm noch gab. Von Mitgliederinnen findet man aber bei Duden nichts. 
https://www.duden.de/sprachwissen/podcast/von-der-gastin-zur-sommeliere
Tine
Liebe Tine,

danke für den Link. Eine dort geäußerte, wie ich finde, nachdenkenswerte Sichtweise ist, dass in Bereichen, wo anscheinend noch Männer das Sagen haben, man oft zurückhaltender ist, was weibliche Personenbezeichnungen angeht.

Im ersten Beitrag dieses Threads setzte ich einen Link über "Mitgliederinnen" ein und folgendes Zitat daraus. Dem stimme ich voll zu.

"Was Sie schon immer wissen wollten
Personenbezeichnungen mit festem Genus
 
Heutzutage ist es üblich, Männer und Frauen jeweils einzeln zu bezeichnen, wenn es um gemischtgeschlechtliche Gruppen geht. Dabei schießen jedoch einige übers Ziel hinaus. Die oben erwähnten „Mitgliederinnen und Mitglieder“ passen auf den ersten Blick ins gewohnte Schema, aber irgendetwas wirkt komisch daran. Das Wort Mitglied ist nämlich gar keine typische Personenbezeichnung auf -er, an die ein -in für die weibliche Form angehängt werden könnte – es ist ein Neutrum (das Mitglied) und bezeichnet sowohl Frauen als auch Männer. „Liebe Mitglieder“ reicht demnach völlig aus."
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WinkenMane
olga64
olga64
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RE: MitgliederInnen
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 28.09.2018, 15:39:25

Karl, ich erinnere mich gut an die Zeit, wo unverheiratete Frauen "Fräulein" genannt wurden,vermutlich mit dem Begehr, die irgendwie abzustempeln in dieser damals noch sehr verkrusteten Gesellschaft.
Ich hatte kurz nach dem Studium meinen ersten Job und war (noch) unverheiratet. Ein Vorgesetzter von mir nannte mich "Fräulein" - ich, damals in meinen Emanzipationsbestrebungen und schon frecher  und auch mutiger als frühere FRauen nannte ihn "Herrlein", wobei er völlig verdutzt war und mich fragend ansah. Ich erklärte es ihm und   - wir waren ja in Bayern - dann lachten wir beide und er fragte mich, wie ich gerne genannt werden möchte. Ich sagte "Frau" oder wir könnten uns auch duzen, was wir dann auch taten.
Es dauerte dann nicht mehr lange, wie Frauen generell "Frau" genannt wurden und auch die Anschreiben nicht mehr ausschliesslich an die sehr geehrten Herren gerichtet waren.
Meine Emanzipation schritt voran und heute kann ich grinsen darüber, wenn besonders korrekte Männer-Menschen sich halb die Zunge verbiegen, wenn sie die Innen auch ins Gespräch einfliessen lassen. Darüber mache ich mich wirklich gerne lustig und es wundert mich schon lange, dass sich darüber bisher selten jemand aufregt....

Trotzdem staune aber auch ich heute noch über frühere Redewendungen, wenn sie  -- meist von älteren Herren verwendet wurden. Kürzlich unterhielt ich mich mit einem und wir erzählten uns gegenseitig über unsere beruflichen Laufbahnen, worauf er meinte: da haben Sie aber immer Ihren Mann gestanden. Ich lachte lauthals los und erklärte ihm, dies war bei mir nie der Fall, da ich mich nie zu den Transgendern zählte.... Ihm fiel dann erst auf, was er da von sich gab und wir lachten gemeinsam.

Auch dies wird hier ja erwähnt und herausgesellt, dass "frau" immer gut mit Männern ausgekommen sei usw. Auch bei mir war das immer so und wenn nicht, habe ich es mir im fairen Austausch mit Männern erkämpft und erobert.
Ohne Männer wäre mein Leben nicht vollständig, was aber nicht mit einschliesst, dass ich als Frau übersehen werden möchte. Da liegt es dann an mir, mich entsprechend zu melden.... Olga

mane
mane
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RE: MitgliederInnen
geschrieben von mane
als Antwort auf Edita vom 28.09.2018, 16:48:24


Die "Femistische Partei DIE FRAUEN" hat ihre Satzung in weiblicher Form verfasst und schließt damit alle natürlichen Personen ein. Dort ist nicht von Mitgliedern die Rede, sondern von Mitfrauen.
Dort steht: "Männliche Parteizugehörige sind Mitfrauen im Sinne der Satzung". Mane
 
Ich find's einfach abartig, ob Mitgliederin oder Mitfrau, es ist dumm, hört sich dumm an und bleibt dumm, ein Mitglied ist ein Neutrum  wie ein Kind oder ein Kalb, sprachklempnerisch ist Mitgliederin total daneben, da hat sich doch ein Sprachfuchs gleich was dazu einfallen lassen, einfach " Liebe Mit- und Ohneglieder ", sagen oder schreiben, dann hat die gendergequälte Runde doch gleich auch was zu lachen!

Edita
ZwinkernAbartig?

Jedenfalls ist der Begriff "Mitglied" von den Frauen der Feministischen Partei u.a. falsch verstanden worden. Er bedeutet eben nicht "mit Glied", sondern Glied (Angehöriger) einer Gemeinschaft.

Mane

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Jil
Jil
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RE: MitgliederInnen
geschrieben von Jil
als Antwort auf Edita vom 28.09.2018, 17:37:43

Jo, liebe @Edita.
Mir geht das Gedöns schon lange auf die Nerven, und ich weiß nicht, warum man sich da so streiten muss (in den Medien etc., und auch hier). Nix für ungut, alle dürfen ja was dazu sagen Unschuldig LG Jil

Formularinnen

Edita
Edita
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RE: MitgliederInnen
geschrieben von Edita
als Antwort auf mane vom 28.09.2018, 18:10:53
ZwinkernAbartig? Jedenfalls ist der Begriff "Mitglied" von den Frauen der Feministischen Partei u.a. falsch verstanden worden. Er bedeutet eben nicht "mit Glied", sondern Glied (Angehöriger) einer Gemeinschaft.Mane
geschrieben von mane
Ja Mane - abartig, weil man nämlich ein Neutrum nicht eingendern kann, oder käme jemand auf die Idee bei einem weiblichen Kind von einer Kindin zu sprechen? Das mit dem " Glied " ist ja klar, wo das herkommt, nichtsdestotrotz bleibt die "Mitgliedin", für mich jedenfalls abartig wenn man den Begriff ernsthaft gebraucht, als ironische Anwendung finde ich ihn gut und akzeptabel.
Wenn ich mich selber auf die Schippe nehme, spreche ich von mir manchmal auch in der 3.Person, ich find's okee!     Lachen

Edita
olga64
olga64
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RE: MitgliederInnen
geschrieben von olga64
als Antwort auf mane vom 28.09.2018, 18:10:53

Liebe Mane,

den Humor sollten aber auch wir Frauen nicht völlig ausser Acht lassen: und ich finde das Wortspiel "Ohneglieder" schon sehr witzig.
Das wird uns ja leider bis heute oft nachgesagt (übrigens auch von den heutigen jungen Frauen), dass wir FRauenbewegten oft völlig humorlos durch die Weltgeschichte marschieren - das sollten wir nicht weiter so machen. Denn Lachen entspannt vieles, u.a. auch die Gesichtsmuskeln.
Mir gefällt das sehr gut, dass die heutige Frauengeneration die Früchte unserer emanzipatorischen Bemühungen ernten kann und damit auch in der Lage ist, spielerischer damit umzugehen im vollen Wissen,dass es ohne Männer nicht geht und auch nicht richtig Spass macht. Olga


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mane
mane
Mitglied

RE: MitgliederInnen
geschrieben von mane
als Antwort auf Karl vom 28.09.2018, 15:39:25
Ich denke, wer bei diesem Thema unverkrampft und locker ist, der kann über Vieles schmunzeln.  Ich sehe Sprache allerdings schon als sehr wichtig für unser Denken an und selbstverständlich gibt es sehr viele Formulierungen, die unsere patriarchalische Herkunft verraten.

Es war wichtig und wegweisend, dass Fräulein Meyer durch Frau Meyer ersetzt wurde etc. Meine um 9 Jahre ältere Schwester kämpfte in unserem Dorf für die Umbenennung des Jungfrauenvereins in Verein für junge Frauen (entsprechend dem CVJM, dem Verein für junge Männer).

Vor sehr vielen Jahren habe ich einmal das Buch „Die Töchter Egalias“ gelesen und fand es sehr interessant. Erst beim Lesen wurde mir bewusst, wie diskriminierend Bezeichnungen waren, die ich bis dahin selbst ohne zu Denken verwendet hatte. 

Damals war ich noch unverheiratet, also ein Herrlein (um mit den Töchtern Egalias zu sprechen). 

Heute können emanzipierte Frauen mit solchen Begriffen humorig spielen. Für unsere Gesellschaft ist es ein Gewinn, dass Frauen gleichberechtigt sind. 

Ich hoffe, dass wir locker bleiben und gravierende Rückfälle uns erspart bleiben. 

Karl
geschrieben von karl

Lieber Karl,

ich freue mich über deinen Beitrag.

Auch ich finde, dass Sprache Einfluss auf unser Denken hat und sollte nicht als in Stein gemeißelt betrachtet werden. Du sprichst sprachliche Veränderungen an, die sich im Laufe der Jahre ergeben haben und ich nehme an, dass dieser Prozess weitergehen wird. Manche Redewendungen und Begriffe spiegelten und spiegeln vereinzelt immer noch, einen Wirklichkeit wider, in der Frauen im öffentlichen Leben keine große Rolle spiel(t)en.

Auch wenn Frauen heute gleichberechtigt sind, hinkt die Sprache vereinzelt hinterher.
Unnötig finde ich z.B. bei Berufen, die mittlerweile zu mehr als 90% von Frauen ausgeübt werden, die männliche Form zu verwenden und von „den Erziehern“  zu sprechen, wenn es doch fast nur Erzieherinnen in Horten und Kindergärten gibt. Warum sprechen wir, wenn von einer Berufsgruppe die Rede ist, von „den Ärzten“, „den Lehrern“ oder den „Ingenieuren“, obwohl es meist um Menschen beiderlei Geschlechts geht und doch auch die bekannten weiblichen Formen mit der Erweiterung „in“ zur Verfügung stehen? Ohne dass es bei der Verwendung zu lachhaften Verbiegungen der Sprache kommen würde, wie es bei den erwähnten Beispielen „ MitgliederInnen“ oder „Mitfrauen“ der Fall ist? Was spricht dagegen, die Sprache so zu verändern, dass sich  alle Menschen gleichermaßen von ihr angesprochen fühlen? Das sollte nicht dogmatisch geschehen und auch nicht krampfhaft versucht werden.

„Die Töchter Egalias“ habe ich nicht gelesen. Was ich im Netz darüber gefunden habe, spricht mich an und ich werde es mir bestellen. Es wird in dem Buch von Gerd Brantenberg eine Welt skizziert, in der die Geschlechterrollen vertauscht sind. Es entsteht eine neue veränderte Sprache und wenn die Rollen umgedreht werden, wird so manches Selbstverständnis wird auf einmal ganz merkwürdig und unmöglich. Männlich besetzte Begriffe werden konsequent durch die weibliche Form ersetzt. Dadurch wirft die Schriftstellerin die Frage auf, inwieweit sich bestehende Machtverhältnisse sprachlich widerspiegeln, und ob eine sensibilisierte Ausdrucksweise diese Verhältnisse beeinflussen kann.

Gruß Mane
schorsch
schorsch
Mitglied

RE: MitgliederInnen
geschrieben von schorsch

Hat sich schon mal jemand hier Gedanken darüber gemacht, woher der Zusatz "innen" eigentlich kommt?

Ist doch klar: Die Natur hats den Einen innen mitgegeben und den Anderen aussen.

Als der Begriff "Fräulein" durch "Frau" ersetzt wurde, hat man einfach instinktiv vorausgesehen, dass es in ein Paar Jahren eine Gender-Diskussion geben wird!

Grübel: Welchen "Titel" wird man dem Dritten Geschlecht wohl dereinst aufdrücken?

(;-))

Karl
Karl
Administrator

RE: MitgliederInnen
geschrieben von Karl
als Antwort auf mane vom 29.09.2018, 13:24:45

Liebe mane,

ich wusste, dass ich die Töchert Egalias schon einmal hier im ST erwähnt hatte. Jetzt habe ich es mit ST-Google auf der Startseite in dem Thread Wortklauberei von 2002 gefunden:

Karl antwortete am 09.06.02 (17:00):
Meine Wortklauberei zu "dämlich". Erstmals bei der Lektüre der "Töchter Egalias" (s. Link) ist mir schlagartig bewusst geworden, dass das Begriffspaar "dämlich - herrlich" sexistischer Sprachgebrauch ist. Ich habe mich nicht nur köstlich über dieses Buch amüsiert, sondern mir auch oft an die eigene Nase gefasst, denn dieses Buch öffnet einem die Augen und läßt manche Redewendung und Verhaltensweise plötzlich in einem neuen Licht erscheinen. Wer den Begriffen "Herrlein" (für junge Männer) und PH (dem BH nachempfunden) einmal begegnen will, dem kann ich die Töchter Egalias nur empfehlen.

Mit freundlichen Grüßen

Karl

(Internet-Tipp: https://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/388104163X/derseniorentimin)

Quelle: Wortklauberei
Karl
Allegra
Allegra
Mitglied

RE: MitgliederInnen
geschrieben von Allegra

Gleichberechtigung à la  Loriot:
Einbeziehung der Frau in den Karnevalsgedanken:


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