Religionen-Weltanschauungen Na endlich - Religionsfrei im Revier am "Karfreitag"

Hallo @Clematis,

Ich erlebe die Karwoche und speziell den Karfreitag anders.

Das ist ja nun deine Sache, und wie du diese Woche/diesen Tag begehst das ist dir natürlich selber überlassen, so lange du nicht versuchst andere Menschen dazu zu zwingen sich ebenso zu verhalten. Oder?

Was für ein Triumph! - die Atheisten können sich erhaben fühlen und an Karfreitag lustige Filme anschauen. Natürlich könnt Ihr das, wozu das Geschrei?
 

"Natürlich" kann man das keineswegs. Es ist in Deutschland eben nicht erlaubt sich Karfreitag im Kino zu treffen und lustige Filme anzuschauen. Und da gibts ein "Generalverbot", es dürfen nämlich nicht nur gläubige Christen keine Filme im Kino anschauen, sondern es dürfen auch Atheisten nicht ins Kino gehen, Muslime nicht in den Zirkus, Juden nicht auf die Kirmes, Buddhisten nicht zum Flohmarkt.
Weil diese Veranstaltungen alle verboten sind und ausserdem ist es verboten bestimmte Filme (siehe die Liste) im Fernsehn zu zeigen, soweit mir bekannt.

Das "Geschrei" ist also genau deswegen, und die Organisation "Religionsfrei im Revier" hat sich schon seit Jahren, wie übrigens andere Vereinigungen die dafür kämpfen, dass unser "säkularer" Staat sich an die religionsfreiheit hält (unter anderem) dafür eingesetzt eben solche Relikte abzuschaffen. Und dafür auch schon einiges Geld investiert.
Wenn du das nicht wusstest, dass "dein" Feiertag andere Menschen (also alle die nicht deiner Religion angehören) beeinträchtigt, dann weisst du es nun. Und weisst nun auch warum ich so erbärmlich bin.
Nette Wortwahl übrigens.

Liebe Grüße
Andrea
 

Und damit sich auch alle Nicht-Ruhrpöttler am freien Freitag der nächsten Woche erfreuen können:

Die Giordano-Bruno-Stiftung hat allen Veranstaltern für Tanzveranstaltungen die Möglichkeit gegeben, dies als "weltanschauliche Veranstaltung" zu betreiben:

Heidenspass

Darin steht: "....Voraussetzung für die kostenfreie und unbürokratische Erteilung einer "humanistischen Tanzlizenz an Karfreitag" ist, dass die Tanzveranstaltung offiziell als "Heidenspaß-Party" ausgewiesen wird. Außerdem sollten die Besucherinnen und Besucher vor dem Betreten des Veranstaltungsortes durch ihre Unterschrift auf der Eintrittskarte bestätigen, "a) dass sie einer humanistischen Weltanschauung folgen, b) weder an Götter noch an Elfen, Kobolde oder Dämonen glauben und c) dass jede noch so kleine rhythmische Zuckung ihres Körpers auf der Heidenspaß-Party Ausdruck dieses weltanschaulichen Bekenntnisses ist"...."

Das gefällt mir, so langsam wird das was.

Die "Heidenspass"-Veranstaltung in München war im letzten Jahr die erste Veranstaltung die offiziell stattfinden durfte an diesem "stillen" Feiertag.

Liebe Grüße
Andrea

Also dieses Filmverbot scheint mir auch wenig zeitgemäß - gerade auch mit der Begründung
'säkularer Staat' und 'Andersgläubige'; und 'Am Ende ein Fest' passt doch zum Karfreitag...
In Österreich ist das Ländersache - hier im 'heiligen Land' Tirol gibt es m.W. keine Einschränkung,
in Kärnten ein allgemeines Veranstaltungsverbot (von dem interessanterweise gerade Striptease,
Peepshows und Tabledance ausgenommen [!] sind ).

Ob man aus Anlass des  Karfreitags gezielt etwas 'besonders Unterhaltsames' veranstalten soll,
ist für mich keine Frage der Gesetzgebung, sondern des Geschmacks - ich würde auch nicht im
Ramadan eine öffentliche Fressorgie anbieten oder zu Jom Kippur Blutwurst mit Milch vor der
Synagoge verteilen...

() qilin

Hallo,
 

Ob man aus Anlass des  Karfreitags gezielt etwas 'besonders Unterhaltsames' veranstalten soll,
ist für mich keine Frage der Gesetzgebung, sondern des Geschmacks - ich würde auch nicht im
Ramadan eine öffentliche Fressorgie anbieten oder zu Jom Kippur Blutwurst mit Milch vor der
Synagoge verteilen...
 

Nun ja, bei deiner Blutwurst-Milch-Verteilung stimme ich dir uneingeschränkt zu, denn das dann vor der Synagoge zu veanstalten, das wäre schon sehr böse. Ebenso wäre es böse eine Fressorgie zu Ramadan vor einer Moschee zu veranstalten, aber wenn ich das in einem Restaurant täte dann fände ich das vollkommen OK.

Und da Kino und Tanzveranstaltungen in der Regel eben nicht in der Kirche stattfinden sondern in Kinos und Diskotheken, finde ich das das die Kirchenbesucher eben nichts angeht.

Ein wenig Rücksichtnahme aufeinander finde ich gar nicht übel, aber so wie es derzeit ist, ist es nicht ein wenig Rücksichtnahme, sondern eine Art Freiheitsberaubung die von einer Religionsgruppe auf alle übergestülpt wird. Ich wäre der letzte Mensch der kritisieren würde dass es Leute gibt denen der Karfreitag irgendwas bedeutet. Aber mich geht das nichts an, und daher versteh ich nicht, warum ich da eben keinen Heidenspass haben sollte....

Liebe Grüße
Andrea

Ob man aus Anlass des  Karfreitags gezielt etwas 'besonders Unterhaltsames' veranstalten soll,
ist für mich keine Frage der Gesetzgebung, sondern des Geschmacks - ich würde auch nicht im
Ramadan eine öffentliche Fressorgie anbieten oder zu Jom Kippur Blutwurst mit Milch vor der
Synagoge verteilen...

() qilin

Und die Geschmäcker ändern sich, von Mensch zu Mensch, von Generation zu Generation, von Zeitalter zu Zeitalter!
Auch der Karfreitag hat sich so verändert, er war lange Zeit weder bei den Katholiken noch bei den Protestanten liturgisch betont. In der katholischen Kirche ist der Karfreitagsgottesdienst bis heute "aliturgisch", d.h. ohne Eucharistie.
Und erst im 19.Jahrhundert wurde der Karfreitag zu einem bekennenden  Konfessionsmerkmal der Protestanten, und ich kann mich noch sehr gut an Zeiten erinnern, als Katholiken am Karfreitag demonstrativ " Schmutzarbeiten " erledigten, um so den Protestanten ihre Nichtachtung zu zeigen oder zu beweisen, und von daher hat sich eigentlich schon sehr viel zum Guten und zu Toleranz gewendet!
Ich finde, diese 3 bis 5 Jahre im Leben eines Menschen, ( meistens von ca.14 - 18 ) in denen es einen wirklich ärgert und bockig macht, daß man am Karfreitag nicht auf die Klötze hauen darf, das relativiert sich ab dann mit zunehmendem Alter, man wird verständiger und auch toleranter anderer Leuts Gepflogenheiten gegenüber -  aber ein paar halt auch nicht, aber auch damit kann ich gut leben!

Edita

Ein wenig Rücksichtnahme aufeinander finde ich gar nicht übel, aber so wie es derzeit ist, ist es nicht ein wenig Rücksichtnahme, sondern eine Art Freiheitsberaubung die von einer Religionsgruppe auf alle übergestülpt wird.

Ja, insofern sehe ich das durchaus ein - als Mittel, um eine Inkonsequenz/Benachteiligung im Gesetz
deutlich zu machen. Mir persönlich widerstrebt nur die offene Provokation - wenn sie allerdings nicht
offen wäre, würde sie eben auch keine Wirkung zeigen...  

() qilin

Naja, wenn es denn kein (sekulärer) Feiertag mehr ist, dann schaffen wir den doch ab. Das wäre doch dann nur logisch. Einfach durcharbeiten - und nix dabei denken.
In diesem Jahre käme dann allerdings die Rente einen Tag später, weil der Freitag dann ja auch ein Bankentag wäre. Ob manche das überleben?

Was soll die ganze Aufregung?
In einer streng katholischen Gegend wird der Veranstalter schon von sich aus keinen Rummel veranstalten, und dort wo man mit Religion nicht so viel am Hut hat, wird es so wie so keinen stören.

In der atheistischen DDR fanden am Karfreitag übrigens auch keine Tanzveranstaltungen statt.
justus
 

Hallo Digizar,
 

Naja, wenn es denn kein (sekulärer) Feiertag mehr ist, dann schaffen wir den doch ab.

Ehrlich gesagt finde ich persönlich diese "Feiertage" wie wir sie jetzt haben, zumindest all die mit christlichem Hintergrund tatsächlich überdenkenswert.
Was hat ein Mensch jüdischen, muslimischen oder hinduistischen Glaubens davon zu Weihnachten freie Tage zu bekommen - und dann seine eigenen hohen "Feiertage" Urlaub nehmen zu müssen?

Ich finde, dass jeder Arbeitnehmer eine bestimmte (Deutschlandweit einheitliche !) Anzahl "frei beweglicher" Feiertage haben sollte. Dann kann man als Christ halt frei nehmen wenn das Christkind kommt, als Muslim zum Zuckerfest, und als Heide... ähm... grübel... ach, da denk ich mir dann rechtzeitig noch was aus.

Liebe Grüße
Andrea

Hallöchen,
zumindest die Juden haben Karfreitag und Ostern auch hohe Feiertage, nämlich das Pessachfest. Und ich als Buddhistin feier mit meinen Enkeln auch gerne Ostern und Weihnachten. Natürlich bekommen die Enkelchen dabei auch Weihnachtsgeschenke. Ich denke man kann auch als nichtchrist mitfeiern. Oder halt nicht. Ganz so wie man es mag. Aber gleich die Feiertage, welche sich schon seit so vielen Jahren eingebürgert haben, abzuschaffen und durch flexiblere freie Tage zu ersetzen, halte ich nicht für so gut. Und das sage ich nicht nur, weil wir Buddhisten nur Vesakh und den 8. Dezember als Feiertage haben.
LG Pucette