Aktuelle Themen Antisemitismus im Rap
Hallo Olga,
interessant was Sie über die Entstehungsgeschichte des Rap schreiben. Diese Tradition setzte sich später in Amerika fort, als die Afrikaner dorthin verschleppt wurden. Mir war nur bekannt, dass er sich in den 1970er Jahren in den afroamerikanischen Ghettos etablierte, weil sie in den angesagten Clubs keinen Zugang hatten. Ab den 90er Jahren wurden die Texte gesellschaftskritisch und handeln zunehmend von den Problemen mit Kriminalität und Drogen.
Was ich nicht verstehe, ist, dass es erst jetzt so viele Stimmen gegen Kollegah u.a. gibt. Auch die Mitglieder des Beirats hatten viel früher die Möglichkeit, dieses Album als nicht preiswürdig abzulehnen. Die Geschäftsordnung des Echo-Beirats enthält klare Hinweise, wann Inhalte gegen Normen verstoßen, etwa wenn sie „verrohend“ wirken, zu „Verbrechen oder Rassenhass anreizen“, Gewalt „heroisieren“ und Menschen, denen Leid angetan wurde, „in einer die Menschenwürde verletzende Weise verunglimpfen“. Die Texte enthalten all dies.
Jetzt, nach der Verleihung des Preises, kommen von allen Seiten Proteste. Selbst Mitglieder des Beirats verurteilen den Preis mittlerweile scharf und einige von ihnen traten mittlerweile zurück. Haben sie die Texte vorher nicht gelesen? Auch die anderen sollten ihren Platz räumen, falls der Echo überhaupt noch eine Zukunft hat.
Mane
Nein, Echo hat keine Zukunft mehr, die Verantwortlichen geben auf, der Preis wird nicht mehr verliehen. Man hat wohl aus diesem Vorfall gelernt und will mit einer Neuorientierung in die Zukunft gehen.. Luchs35
Ja, luchs35, das hatte ich auch schon gelesen. Hier die Seite:
http://www.musikindustrie.de/news-detail/controller/News/action/detail/news/neuanfang-fuer-den-deutschen-musikpreis/
Schön, dass sich da jetzt etwas tut und Menschen lernfähig sind.
LG - Naturella
Liebe Mane,
es ist wie bei allen Dingen so: hinterher haben alle alles gewusst und erklären, wie sie es besser gemacht hätten, bzw. machen würden.
In der Zwischenzeit räumen die Schmutzfinken wie Kollegah usw. so richtig ab und werden auch bei denen berühmt, die sie vorher nicht kannten.
Auch wenn der Echo jetzt abgeschafft wird, bedeutet das ja keinen Verlust für diese Interpreten. Es wird sie immer geben und wahrscheinlich jetzt noch häufiger, wenn die kapieren, wie berühmt man damit werden kann.
Auch eine Äquivalent zum Echo wird es geben, weil sich die Song-Industrie mit ihren Verkäufen einfach gerne feiert und weiss, dass Skandale dafür eine gute Basis sind. Olga
Hallo Naturella,
danke für die Einstellung des Links, aus dem ich einige Zeilen zitiere:
"Den „ECHO“ wird es nicht mehr geben. Das hat der Vorstand des Bundesverbandes Musikindustrie gestern in einer außerordentlichen Sitzung in Berlin beschlossen………………
Man wolle jedoch keinesfalls, dass dieser Musikpreis als Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung wahrgenommen wird. Das um den diesjährigen ECHO herum Geschehene, wofür der Vorstand sich entschuldigt habe, könne zwar nicht mehr rückgängig gemacht werden, man werde aber dafür sorgen, dass sich ein solcher Fehler in Zukunft nicht wiederhole.“
Ist es nicht eher so, dass der Echo in der bisherigen Form tatsächlich nicht wegen dieser Rapper eingestellt wird, sondern wegen des unglaublichen Versagens des Echo-Ethik-Beirats mit seiner fast für niemanden nachvollziehbaren Fehlentscheidung, die Nominierung des Albums überhaupt zuzulassen?
Könnte man nicht diesen Fehler nicht korrigieren, indem man den "Künstlern" diesen Preis wieder aberkennt?
Mane
Hallo Olga,
Ihren Worten stimme ich zu.
Leider wird die Abschaffung des Echos nicht dazu führen, dass Jugendliche sich vom Gangster-Rap abwenden, sondern eher noch darin bestärken, diese Musik zu hören, für die es kaum noch eine Steigerung in Sachen Verunglimpfungen gibt.
Die Rapper haben sich halbherzig für ihren Text entschuldigt und wollen ihren „jüdisch stämmigen“ Fans künftig freien Eintritt zu ihren Konzerten geben. Wie soll das gehen, sollten diese sich etwa kennzeichnen, damit sie erkannt werden? Das ist doch absurd in einer Zeit, wo sie wieder Angst haben müssen, gerade dies zu tun.
Mane
Dass diese Jury dieser Antisemitengruppe eine Auszeichnung zusprach muss doch wohl bedeuten, dass die Jury kein Haar besser ist als die Musiker!
Hallo Mane,Könnte man nicht diesen Fehler nicht korrigieren, indem man den "Künstlern" diesen Preis wieder aberkennt?
Mane
das kann ich mir nicht vorstellen, denn in diesem Fall war es ja nicht das Fehlverhalten der "Künstler", sondern das des Echo-Ethik-Beirats.
Es wäre aber wünschenswert, wenn verantwortliche Erziehungsberechtigte mit ihren Kindern über dieses Thema sprächen und sie über die Vergangenheit, dem Nazideutschland, aufklären würden.
LG - Naturella
Es wäre aber wünschenswert, wenn verantwortliche Erziehungsberechtigte mit ihren Kindern über dieses Thema sprächen und sie über die Vergangenheit, dem Nazideutschland, aufklären würden.Das ist der Punkt! Leider aber kann man sich auf die Erziehungsberechtigten nicht verlassen, also muß es ein Thema der Bildungspolitik sein, und zwar mit Benotung, Religion weglassen oder vernachlässigen, und dafür die unrühmliche Geschichte Deutschlands, vielleicht auch aus Prävention - mit Bezug auf heutige " Fakten " und Probleme!
LG - Naturella
4 von 10 14-jährigen Schülern wissen nicht was "Auschwitz" ist und was es bedeutet, wie sollen die dann solche Texte verstehen oder gar als rechtsextrem be - oder gar verurteilen?
Edita
Liebe Edita, es ist ja nicht so, dass der Antisemitismus mehrheitlich von den Flüchtlingen nach Deutschland importiert wird, wie es die AFD und deren Sympathisanten verbreiten. Er ist seit Generationen fest verankert in unserem Volk und wird zuverlässig von Generation zu Generation weitergegeben und vererbt. Das sind dann auch die Leute, die heute noch von Schlesien, Pommern usw sprechen. Auch meine Mutter sprach hinter vorgehaltener Hand "von den Juden" und erklärte den Helferinnen im Altenheim, die damals schon mehrheitlich Ausländerinnen waren, der Adolf hätte sie wohl vergessen.
Aber ich entstamme einer Generation, die sehr politisiert war und sich gegen diese Eltern wehrten. Das wird aber logischerweise immer schwächer, weil heutige junge Menschen auch mit deren Eltern keinen direkten Zugang mehr zu der Nazizeit haben und oft der Gedanke dort vorherrscht, dass es endlich mal genug sein müsse mit dieser Aufarbeitung.
Einer der Hauptgründe, warum manchen Antisemiten Juden nicht mögen, ist übrigens,, dass diese heute noch zuviel vom Holocaust sprechen würden. Das sagt ja auch einiges aus. Wie sollen ERziehungsberechtigte verantwortlich über diese mörderische, deutsche Zeit mit ihren Kindern sprechen? Olga