Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Beschämend wie leichtfertig Falschmeldungen geteilt werden

Innenpolitik Beschämend wie leichtfertig Falschmeldungen geteilt werden

margit
margit
Administrator

Re: Die Weitergabe von Falschmeldungen
geschrieben von margit
als Antwort auf Gutkarl vom 25.01.2016, 17:34:16
Die Folgen von Gerüchten und Falschmeldungen können üble Auswirkungen haben. Der Lahrer Oberbürgermeister Müller ist der Menschenmenge, die sich in Lahr gegen Flüchtlinge aufgrund eines Gerüchtes zusammengerottet hatte, mutig entgegengetreten. Hier ist das Interview mit der Badischen Zeitung mit OB Müller zu sehen:



Es handelte sich bei den Demonstranten um eine Reaktion auf die Falschmeldung einer Vergewaltigung. Demonstriert gegen Flüchtlinge haben Spätaussiedler, die vor 20 Jahren in Lahr aufgenommen wurden und inzwischen auch voll integriert sind. Jetzt haben sie die gleichen Vorurteile gegen Flüchtlinge, unter denen sie teilweise selbst gelitten haben. Erschreckend ist für mich, dass sie aus ihren anfänglichen Schwierigkeiten nichts gelernt haben. Spätaussiedler-Eltern aus Offenburg wehren sich sogar dagegen, dass ihre Kinder an der Konrad-Adenauer-Schule in Kontakt mit Flüchtlingskindern kommen könnten.

Um zum Thema zurückzukommen: Das In-die-Welt-Setzen und bewusste Verbreiten von Falschmeldungen ist kriminell, leichtfertige Weitergabe von Gerüchten in der gegenwärtig aufgeheizten Situation zumindest grob fahrlässig.

Margit
wandersmann
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Mitglied

Re: Die Weitergabe von Falschmeldungen
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf margit vom 25.01.2016, 21:40:07
Jetzt haben sie [die Russlanddeutschen] die gleichen Vorurteile gegen Flüchtlinge, unter denen sie teilweise selbst gelitten haben. Erschreckend ist für mich, dass sie aus ihren anfänglichen Schwierigkeiten nichts gelernt haben. Spätaussiedler-Eltern aus Offenburg wehren sich sogar dagegen, dass ihre Kinder an der Konrad-Adenauer-Schule in Kontakt mit Flüchtlingskindern kommen könnten.


Dieses Verhalten überrascht wenig, wenn man mit der Mentalität der "Russlanddeutschen" etwas vertraut ist. Ich hatte reichlich Kontakt mit ihnen, Mitte der 80-er während einiger Aufenthalte in Alma-Ata und auch in der Baschkirischen ASSR, in Ulan-Ude und Irkutsk.
Diejenigen Russlanddeutschen, die hier in Deutschland leben, wird man zutiefst beleidigen, wenn man sie mit Flüchtlingen gleich stellt. Sie werden stets darauf bestehen, dass sie Deutsche sind. Und das von Geburt, und nicht per Asylantrag und Erteilung der Staatsbürgerschaft. Sie sehen sich selbst auf einem höheren "Deutschen-Niveau", als alle Flüchtlinge, die jetzt zu uns kommen. Sie selbst verorten das eher als Stolz denn als Arroganz.
Dass sie, ebenso wie viele andere, den neuesten Manipulationsbestrebungen einiger russischer Medien aufsitzen, ist ein anderes Thema.

Der OB hat, ganz nebenbei gesagt, nur das gemacht, was er kraft seines Amtes auch tun musste. Er hat den Dialog gesucht, er wurde ihm leider seitens der Demonstranten verweigert.
arno
arno
Mitglied

Re: Die Weitergabe von Falschmeldungen
geschrieben von arno
als Antwort auf margit vom 25.01.2016, 21:40:07
Guten Tag,

der Thementitel besagt ja, dass jemand etwas verbreitet,
von dem er genau weiß, dass es unrichtig und falsch ist.
So etwas wird gemacht, um jemandem etwas zu unterstellen,
um dann gegen ihn vorgehen zu können.

Beispiel : Double Depp Bush unterstellte Libyen im Besitz
von Giftgas zu sein usw.

Viele Grüße
arno

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margit
margit
Administrator

Re: Die Weitergabe von Falschmeldungen
geschrieben von margit
als Antwort auf wandersmann vom 25.01.2016, 22:31:56
Ich kann mich noch gut daran erinnern, welche Schwierigkeiten die Integration der Spätaussiedler in Lahr gemacht hat. Der Stadt wurde nach dem Abzug der kanadischen Streitkräfte eine große Anzahl an Spätaussiedlern zugewiesen. Leerstehende Gebäude gab es genug. An den Berufsschulen war die Situation durch gewalttätige Schüler so angespannt, dass für Lehrer Selbstverteidigungskurse angeboten werden mussten. Trotz aller Schwierigkeiten haben es die Lahrer Bürger geschafft, die Neuankömmlinge zu integrieren.

Margit
ehemaligesMitglied41
ehemaligesMitglied41
Mitglied

Re: Die Weitergabe von Falschmeldungen ist nicht immer verwerflich
geschrieben von ehemaligesMitglied41
als Antwort auf Karl vom 25.01.2016, 10:55:14
Die Weitergabe pauschaler Flüchtlingshetze ist ein Verbrechen - und dazu gehört die selektive Weitergabe von solchen negativen Meldungen, wenn sie Flüchtlinge betreffen.
geschrieben von Karl

Ich würde es auch so sehen, eben aber nur sehen.

Wenn der Tatbestand so einfach wäre, würde von den Pegidavorstehern keiner mehr auf freiem Fuß sein.

Dein Rechtsempfinden deckt sich nicht immer mit dem Strafrecht.

In deinen weiteren Ausführungen gehst du davon aus, wie du es persönlich siehst und erwartest, dass der Rest ebenso tickt.

Der „normal“ denkende und fühlende Bürger tummelt sich nicht auf den Seiten, wo Hetze betrieben wird.

Es ist auch „nur“ eine moralische Verpflichtung von jedem selbst, sich über den Wahrheitsgehalt zu informieren.

Du verlangst zu viel vom Bürger, es reicht, wenn er im Extremfall die Quelle benennen kann.

Du schränkst dich in deiner Aussage ein und beziehst dich auf „pauschaler Flüchtlingshetze“.

Da muss ich dich fragen, was ist mit nicht pauschaler Flüchtlingshetze.

Ich weiß, wie du es meinst, du neigst aber gerade zu dieser Thematik jedes Wort auseinanderzupflücken.

Strafrechtlich relevant wir die ganze Sache erst, wenn durch die Weitergabe tatsächlich Rechtsbruch begangen wird.

Des Weiteren ist dann zu prüfen, ob durch diese Falschmeldung Vergehen und Straftaten ausgelöst wurden.

Sehr oft passiert es, dass Meldungen kursieren, dessen Wahrheitsgehalt erst viel später geprüft und bekannt wird.

Du kannst dafür nicht den Bürger verantwortlich machen, wenn er das Gelesene oder Gesprochene weitergibt.

Zur Verantwortung sind die zu ziehen, die bewusst falsche Meldungen in Umlauf bringen, um gezielt Tätergruppen an sich zu ziehen, den Rechtsstaat untergraben und dessen System in Frage stellen.

Welchen Meldungen man glauben darf und kann und welchen nicht, dazu gab es heute Morgen einen interessanten Beitrag im Morgenmagazin.


Zu Besuch bei der "Lügenpresse"

ein_lächeln_
Karl
Karl
Administrator

Die bewusste Weitergabe von Falschmeldungen ist immer verwerflich
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaligesMitglied41 vom 25.01.2016, 23:14:55
@ ein_lächeln,

Du findest viele Worte, um die Weitergabe von Gerüchten zu rechtfertigen. Mir ist durchaus bewusst, dass hier das Strafrecht nicht greift, aber das ändert nichts an meiner Einschätzung derjenigen, die mit Lust Meldungen verbreiten, um Flüchtlinge pauschal in ein schlechtes Licht zu rücken.

Jeder ist zumindest in der Lage ( ohne große Recherche) sich zu fragen, ob er diese Meldung auch geteilt hätte, wenn keine Flüchtlinge die Täter gewesen wären. Ich denke, dies wäre ein guter Selbstcheck für den eigenen Rassismus.

Karl

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lalelu
lalelu
Mitglied

Re: Die bewusste Weitergabe von Falschmeldungen ist immer verwerflich
geschrieben von lalelu
als Antwort auf Karl vom 26.01.2016, 08:49:06
Jeder ist zumindest in der Lage ( ohne große Recherche) sich zu fragen, ob er diese Meldung auch geteilt hätte, wenn keine Flüchtlinge die Täter gewesen wären. Ich denke, dies wäre ein guter Selbstcheck für den eigenen Rassismus.
geschrieben von Karl


Andersherum gefragt: Darf man eine solche Meldung nur weitergeben, wenn Hooligans, Rechtsradikale oder deutsche Rabauken die Übeltäter waren?

Wenn man eine Personengruppe ausschließt, dann dürfte man gerechterweise die andere auch nicht nennen – wobei wir wieder bei der Vertuschungstaktik wären, die man gerade zu überwinden versucht.

Ich bin für Offenheit in JEDER Beziehung - ohne Ansehen der Person.

Lalelu
Karl
Karl
Administrator

Re: Die bewusste Weitergabe von Falschmeldungen ist immer verwerflich
geschrieben von Karl
als Antwort auf lalelu vom 26.01.2016, 08:57:57
@ lalelu,

natürlich kannst Du das auch umkehren. Ich habe nur die Erfahrung gemacht, dass nachgewiesene Gewalttaten rechter Täter nur auf ein gebremstes Echo stoßen, während Falschmeldungen über Flüchtlinge im Internet mit Inbrunst geteilt werden.

Karl
lalelu
lalelu
Mitglied

Re: Die bewusste Weitergabe von Falschmeldungen ist immer verwerflich
geschrieben von lalelu
als Antwort auf Karl vom 26.01.2016, 09:05:51
@ Karl, es ist möglich, dass du Recht hast, was „das Internet“ betrifft. Ich kann es nicht beurteilen, weil ich nicht sehr viel dort unterwegs bin.

Hier im ST habe ich jedoch den Eindruck, dass es für alle Extreme Schelte gibt. Die einen schimpfen bevorzugt, wenn rechte Chaoten betroffen sind, die anderen, wenn aus der linken Ecke Unheil kam. Je nach persönlicher Einstellung wird dann aus der jeweils entgegengesetzten Ecke zurückgefaucht.

Ich finde, der ST ist ein recht brauchbares Regulativ, auch in der Flüchtlingsfrage. Ich finde es gut, wenn jeder sich äußern kann. Eine einheitliche Meinung aller Diskutanten wäre für mich völlig überraschend, weil sie die Realität nicht wiedergeben würde.

Lalelu
Medea
Medea
Mitglied

Re: Die Weitergabe von Falschmeldungen
geschrieben von Medea
als Antwort auf wandersmann vom 25.01.2016, 22:31:56
Die damaligen Rußlanddeutschen haben sich nach anfänglichen
Schwierigkeiten ( enttanden durch die Prügeleien von "türkischen" und deutschrussischen Juendlichen, die sich "bekriegten) bestens in meiner Stadt integriert. Einen großen
Anteil daran hatten auch die beiden Kirchen, meine Mutter war mit
einigen deutschrussischen Frauen und Männern befreundet, wir besuchten
uns gegenseitig, an Gastfreundschaft sind diese Menschen kaum zu
überbieten. Das große verbindende Element war der christliche Glaube.
Diese Menschen machten uns Inländern vor, was nachbarschaftlicher
Zusammenhalt bedeutete, - sehr schnell wurden Häuschen gebaut,
diese Gruppe half sich gegenseitig bei allen anfallenden Arbeiten
und das lief bestens. Meine Mutter wurde zu mehrenen Richtfesten
eingeladen, ich habe mit diesen Familien beste Erfahrungen gemacht.

Kulturell waren wir uns nicht fremd, der "gemeinsame" christliche
Glaube war zweifellos ein sehr verbindendes Element im reibungslosen
Zusammenleben. Die schweren Schicksale dieser Menschen und deren
Großeltern/Urgroßeltern etc. sind erschütternd. Es gibt viele Berichte über
Unmenschlichkeiten, denen diese Volksgruppe in der Sowjetunion
ausgesetzt waren.

Medea.

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