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Innenpolitik Interesexualität - Urteil des Bundesverfassungsgerichtes

Edita
Edita
Mitglied

RE: Interesexualität - Urteil des Bundesverfassungsgerichtes
geschrieben von Edita
als Antwort auf justus39 vom 11.11.2017, 13:13:47

Mir fällt es sehr schwer, mich in Menschen hineinzuversetzen, die sich keinem Geschlecht eindeutig zugehörig fühlen, aber ich kann mir vorstellen, dass sie auf vieles verzichten müssen, und dass ihnen verschiedene Gefühle und Leidenschaften verschlossen bleiben.
Andererseits überlege ich auch ob es ihnen Recht ist, dass sie nun auch statistisch aussortiert und einer besonderen Gruppe zugeordnet werden. Je mehr ich darüber nachdenke, umso ratloser werde ich.

Wenn sie aber das Bedürfnis haben und wenn es ihnen etwas gibt, dass ihre Geschlechtsneutralität auch offiziell bestätigt und anerkannt wird, dann ist das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zu begrüßen.

justus
 
Lieber Justus,
Deine Gedanken zu diesem Thema sind eigentlich repräsentativ für alle, Betroffene und Unbetroffene! Denn die Betroffenen müssen meistens erst verstehen und akzeptieren lernen, und dann müssen sie sich auch noch Familie, Freunde, Schule, was auch immer, stellen und sie überzeugen!
Mein Gott, was müssen diese Familien psychisch leisten, sie müssen den vordergründig vorgegebenen Naturzustand als Fehler erkennen, akzeptieren lernen, und dann korrigieren, - den Fehler künstlich mit Medikamenten und OPs beseitigen!
Und genau das schaffen, nämlich das Erkennen, das Akzeptieren und das Überzeugen, einige von ihnen schon als kleine Kinder, was sind das doch für starke Persönlichkeiten!
Der WDR hat im September über diese Transgender-Kinder von 8-19 Jahren eine anrührende Doku gesendet, ich stelle sie hier mal ein, vielleicht hilft sie zu verstehen ...... und dann auch zu akzeptieren!

WDR Doku - Transgender-Kinder

Edita
Karl
Karl
Administrator

RE: Interesexualität - Urteil des Bundesverfassungsgerichtes
geschrieben von Karl
als Antwort auf Edita vom 12.11.2017, 10:06:02

@Edita,

ich stelle die Doku einmal ein:



Es geht hier im Film um Transsexualität, der Körper passt nicht zur gefühlten Identität. Intersexualität ist noch einmal etwas anderes. Bei Intersexualität liegt eine körperliche Mischform vor.

Karl

justus39
justus39
Mitglied

RE: Interesexualität - Urteil des Bundesverfassungsgerichtes
geschrieben von justus39
als Antwort auf Edita vom 12.11.2017, 10:06:02
Lieber Justus,

Mein Gott, was müssen diese Familien psychisch leisten, sie müssen den vordergründig vorgegebenen Naturzustand als Fehler erkennen, akzeptieren lernen, und dann korrigieren, - den Fehler künstlich mit Medikamenten und OPs beseitigen!
Und genau das schaffen, nämlich das Erkennen, das Akzeptieren und das Überzeugen, einige von ihnen schon als kleine Kinder, was sind das doch für starke Persönlichkeiten!

EditaLiebe Edita,
vielen Dank für Deinen Link.
Mit Kinder, die sich dem anderen Geschlecht zugehörig fühlen und es wechseln wollen, habe ich mich schon einmal befasst. Sie beanspruchen aber kein drittes Geschlecht sondern finden sich nur in der Rolle des jeweils Anderen zu Hause. Wenn man ihnen mit Verständnis begegnet und den Tausch unterstützt, scheinen sie kaum Probleme zu haben. Später muss dann wohl die Medizin den Wechsel vervollkommnen.
Ich kann mich für die Kinder freuen, die in einer aufgeklärten Gesellschaft aufwachsen und dabei Verständnis und Unterstützung finden. Wie mögen sie wohl früher gelitten haben als man so etwas vertuschte und sie gezwungen waren, ein Leben lang eine verkehrte Rolle zu spielen.
Ich wünsche Dir noch einen schönen Sonntag

justus

 
 

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Edita
Edita
Mitglied

RE: Interesexualität - Urteil des Bundesverfassungsgerichtes
geschrieben von Edita
als Antwort auf Karl vom 12.11.2017, 10:34:00
@Edita,

ich stelle die Doku einmal ein:



Es geht hier im Film um Transsexualität, der Körper passt nicht zur gefühlten Identität. Intersexualität ist noch einmal etwas anderes. Bei Intersexualität liegt eine körperliche Mischform vor.

Karl
geschrieben von karl
Das ist mir schon klar Karl, mir ging es dabei hauptsächlich um die Erklärungen der Kinder, denn alleine daß sie schon beschreiben können, daß das "angeborene" Geschlecht nicht identisch ist mit dem was sie fühlen, und daß sie es ohne " jegliche abartige Interessen " tun wie man es Erwachsenen oft unterstellt oder unterstellen könnte, dann ist es vielleicht leichter auch zu verstehen,  daß es auch Fälle gibt, bei denen sich eine  Mischform als Dominanz durchsetzt und eine eindeutig dominante äußerliche Geschlechtsprägung verhindert!
In der Biologie und in der Genetik spielen doch die zwei Adjektive " dominant oder rezessiv " eine entscheidende Rolle, oder nicht?

Edita
Karl
Karl
Administrator

RE: Interesexualität - Urteil des Bundesverfassungsgerichtes
geschrieben von Karl
als Antwort auf Edita vom 12.11.2017, 14:09:54

Liebe Edita,

dominante, rezessive und intermediäre Vererbung beziehen sich auf Merkmale, die durch die Zustandsänderung (Mutation) eines einzigen Gens (wir haben von allen meistens je ein Exemplar vom Vater, eines von der Mutter) hervorgerufen werden. Der Phänotyp "Geschlecht" ist viel komplexer und wird von einer Vielzahl unterschiedlicher Gene mitverursacht. Das gleiche wird beim Menschen für die sexuelle Orientierung bzw. Identität gelten. Wir betreten hier ein Terrain, das deutlich komplexer sein wird als helle oder dunkle Haut und schon bei letzterer wissen wir, dass mindestens 20 unterschiedliche Gene  beteiligt sind. Ich möchte deshalb dieses Thema, auch weil ich als Genetiker meine großen Wissenslücken hierzu einschätzen kann, nicht genetisch abhandeln.

Unsere Gesellschaft mit ihrem Wohlstand sollte in der Lage sein, menschlich zu agieren und zumindest versuchen, jedem Individuum die für es optimalen Entwicklungschancen zu bieten. Gleiche Chancen für alle, bedeutet gerade nicht Gleichmacherei, denn  jedes Individuum hat seine persönlichen Bedürfnisse, die es ausleben dürfen sollte, solange es andere nicht schädigt. Das heißt, es braucht Toleranz gegenüber dem Anderssein, dann werden auch alle Individuen optimal zum Florieren der Gesellschaft beitragen.

Karl

dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

RE: Interesexualität - Urteil des Bundesverfassungsgerichtes
geschrieben von dutchweepee

Ich verstehe die ganze Aufregung sowieso nicht. Für die Otto-Normal-PaarungspartnerInnen ändert sich doch garnichts.


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adam
adam
Mitglied

RE: Interesexualität - Urteil des Bundesverfassungsgerichtes
geschrieben von adam
als Antwort auf dutchweepee vom 13.11.2017, 03:40:35

Na, da sind wir mal einer Meinung.. Nur hätte ich es anders ausgedrückt.

Zwischensexualität, gleich welcher Art, betrifft die Gesellschaft kaum. Intersex ist in fast allen Fällen diskrete Angelegenheit der Betroffenen, einiger Angehöriger, von Ärzten und Krankenkassen.

--

adam

justus39
justus39
Mitglied

RE: Interesexualität - Urteil des Bundesverfassungsgerichtes
geschrieben von justus39
als Antwort auf dutchweepee vom 13.11.2017, 03:40:35
Ich verstehe die ganze Aufregung sowieso nicht. Für die Otto-Normal-PaarungspartnerInnen ändert sich doch garnichts.
Wohl dem, der das auch im hohen Alter noch von sich behaupten kann.

justus
 
 
olga64
olga64
Mitglied

RE: Interesexualität - Urteil des Bundesverfassungsgerichtes
geschrieben von olga64
als Antwort auf Edita vom 12.11.2017, 10:06:02

Liebe Edita,

ich denke, bei vielen, die jetzt auch in gigantischer Unkenntnis der Materie gegen das Urteil anstänkern, geht es letztendlich um etwas ganz anderes:
Rechte Parteien wollen die "Macht" des Verfassungsgerichtes reduzieren, hin zu Verhältnissen wie es sie in Ungarn und Polen gibt. Sie verstehen nicht oder wollen es nicht verstehen, dass bestimmte Artikel im Grundgesetz nötig sind und immer wieder aktualisiert werden müssen, weil sich auch die Bedürfnisse und Lebensumstände in liberalen Gesellschaften laufend ändern. Dazu kommt noch das "Denken" in diesen Kreisen, dass "die Politiker" alle Idioten, bzw. Verbrecher sind. Das mischen sie dann in eine ungeniessbare Suppe und wenn die keiner isst, sollen wir anderen uns mal wieder die peinlichen Sorgen von Leuten anhören und ernst nehmen, die für ihre eigenen Fehler, die sie im Leben machten oder noch machen werden, immer die noch Schwächeren (bzw. "den Staat") verantwortlich machen.
Dazu habe ich keine Lust mehr, weil ich mich wirklich frage, wie gut es einem Land eigentlich noch gehen muss (wir haben das beste Deutschland, das es je gab), damit die Menschen nicht mehr Rechts wählen, sondern im demokratischen Spektrum bleiben. Olga

Karl
Karl
Administrator

RE: Interesexualität - Urteil des Bundesverfassungsgerichtes
geschrieben von Karl
als Antwort auf olga64 vom 13.11.2017, 16:43:21

Olga64
wir haben das beste Deutschland, das es je gab

Hallo Olga,

das ist historisch auch meiner Meinung nach richtig und deshalb ist es schon bemerkenswert und analysenbedürftig, warum es so viel Unzufriedenheit in diesem Deutschland gibt.

Ich glaube, dass sich die Menschen immer nur mit dem vergleichen, was sie umgibt bzw. was ihre Sinnesorgane aufnehmen. Verglichen mit den Penthouse- und Villenbesitzern, die uns jeden Abend im TV nahegebracht werden, ist unser eigenes Zuhause eben oft trist und grau. Wer vergleicht sich schon mit einem König vor nicht einmal 300 Jahren, der ein Plumpsklo benutzen und in fast unbeheizten Burgen leben musste? 

Der historische Vergleich erhöht  nicht den Zufriedenheitslevel der Menschen. Es ist offensichtlich so, dass sich unser Level an Zufriedenheit immer wieder neu einstellt, dass er nachjustiert wird. Kaum sind unsere Hoffnungen und Ziele erreicht, dauert das Glücksgefühl nicht lange, der Dopaminspiegel im Gehirn nimmt wieder normale Werte an und wir benötigen eine neue Stimulation.

Unser Zufriedenheitslevel wird langfristig eher durch unsere Biochemie bestimmt als durch die Umweltsituation. Insofern wird auch die Nörgelei an Regierungen nicht aufhören, selbst wenn die heutigen Ziele eines jeden durch eine neue, ihm genehme Regierung erreicht würden. Das liegt in der Natur des Menschens und ist ein Erfolgsrezept der Evolution.

Karl

 

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